Veranstaltungen September bis Dezember 2019

Als im Herbst 1989 auch in Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee alle politischen und persönlichen Verhältnisse in Bewegung kamen, standen endlich all jene Menschen im Mittelpunkt, die längst mit Mut und Phantasie, mit kritischen, subversiven, surrealen, foppenden Aktivitäten daraufhin gewirkt hatten. Im Herbst 2019 sollen einige der ganz verschiedenen Tätigkeitsfelder wieder beleuchtet werden, um sie zu würdigen und ihnen neu begegnen zu können.

WEISSENSEE · SEPTEMBER
Freitag, 27.9.
19 bis 21:30 Uhr
Wolfdietrich-Schnurre-Bibliothek
Bizetstraße 41,
13088 Berlin

Am gedeckten Tisch.
Ein Treffen mit Aktivistinnen
des weiblichen Aufbruchs
im Herbst ’89
in der Ausstellung von Karla Woisnitza
Pankow.Home Sweet Home

Wie viele andere ostdeutsche Initiativen traten auch die der Frauen im Herbst 1989 in die Öffentlichkeit und etablierten sich auf ganz unterschiedliche Weise. Da ist es nach dreißig Jahren an der Zeit, an diesen Aufbruch mit all seinen Möglichkeiten zu erinnern, die Gegenwart mit all ihren Schwierigkeiten zu prüfen und über die Zukun mit all ihren Notwendigkeiten zu sprechen. Dabei sind: Annett Gröschner und Lila Offensive, Paula Panke, EWA, Xanthippe.
Der Tisch steht mitten in der Ausstellung Pankow.Home Sweet Home von Karla Woisnitza.
PANKOW · SEPTEMBER
Sonntag, 8.9.
ab 12 Uhr
Alte Pfarrkirche Pankow
Breite Str. 37,
13187 Berlin

Eine offene Kirche.
Ort der Ermutigung, des Widerspruchs und
der Hoffnung –
bis 1989 und heute

Der Pankower Friedenskreis gründete sich 1981 nach der Veranstaltung Gegen Todsicherheit in der Pankower Pfarrkirche mit einem Aufruf:
„Wir halten unser Schweigen nicht mehr aus!“ Die atomare Aufrüstung, die gesellschaftlichen Zustände und starrsinnige Regierende verlangten nach einem Raum, einander zu ermutigen, die Stimme zu erheben und nach Handlungsspielräumen für gesellschaftlichen Wandel und politische Veränderung zu suchen.
Angesichts heutiger Gefahren für Frieden, Umwelt und das gesellschaftliche Miteinander lädt die Evangelische Kirchengemeinde ein, mit damaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Friedenskreises, Mitgliedern der Gemeinde und Pankower Künstlern über damals und heute zu reden …
PRENZLAUER BERG · SEPTEMBER
Mittwoch, 18.9.
19 Uhr
Ev. Immanuelkirche
Immanuelkirchstraße 1A,
10405 Berlin

Der synthetische
Wirklichkeitskindergarten.
Underground-Musik in der
ausklingenden DDR
erinnert & reflektiert von
Henryk Gericke & Rex Joswig

Gericke und Joswig schlagen O-Töne an und bringen Punk, Post-Punk, Avantgarde und Elektronik aus dem letzten Jahrzehnt der DDR zu Gehör. Dabei berühren die beiden Protagonisten des Kunst-Undergrounds das Grelle, Überspannte, Nonkonformistische, Wütende dieser Musik. Aber auch das Vergnügen am wilden Zusammenspiel mit Malerei und Dichtung, das ohne den subversiven Transport system- und sprachkritischer Texte nicht denkbar gewesen wäre. Dass dies eine existenzielle Angelegenheit war, überspielen die beiden aus der Erinnerung in die Gegenwart …
WEISSENSEE · OKTOBER
Sonntag, 27.10.
18 Uhr
Brotfabrik
Caligariplatz 1,
13086 Berlin

Wer fürchtet sich
vorm Schwarzen Mann?
Ein Film von Menschen und
einer Arbeit, die inzwischen
aus dem Stadtbild Berlins
verschwunden sind …
Das Gespräch dazu leitet
Dr. Claus Löser

Dokumentar lm über eine Kohlenhandlung in Prenzlauer Berg/55 Min./DDR 1989
Regie: Helke Misselwitz
Kamera: Thomas Plenert
Die Arbeit der „schwarzen Männer“ gehörte ganz selbstverständlich zum Straßenbild des Bezirks und garantierte auch den „Geruch des Ostens“. Heute sind sie verschwunden, ihrer Plätze mit schicken neuen Bauten gefüllt, die meisten der belieferten „Ureinwohner“ vertrieben.
Man könnte diesen stillen Film als ein historisches Dokument abtun.
Aber es gibt gute Gründe, den Arbeitern von damals wieder ins Gesicht zu sehen – und darüber zu sprechen, was sie wohl heute tun, denken und fühlen mögen …
PANKOW · OKTOBER
Dienstag, 29.10.
18 Uhr
Gymnasium
Carl von Ossietzky
Görschstraße 42/44,
13187 Berlin

Friedliche Revolution 1989
und die Umbrüche in der Schule.
Ist das für Schülerinnen und Schüler
heute von Bedeutung?

Im Jahre 1988 wurden Schülerinnen und Schüler von der Erweiterten Oberschule „Carl von Ossietzky“ verbannt, nur weil sie kritische Kommentare zu aktuellen Themen an einer „Speakers‘ Corner“ angebracht hatten. Doch im Bezirk Pankow waren längst Aktivitäten im Gange, die bald alle Verhältnisse revolutionieren sollten.
Die Protagonisten leben noch, sind eingeladen mit den jungen Leuten zu sprechen: Wer redet heute noch von Friedlicher Revolution? Was bedeutet Revolution überhaupt? Welche Erfahrungen der damaligen Zeit könnten Jugendliche gegenwärtig interessieren? Was würden sie riskieren, um scheinbar festgezurrte Verknüpfungen in Schule und Gesellschaft zu verändern?
PRENZLAUER BERG · OKTOBER
Donnerstag, 31.10.
19 Uhr
BAT Studiotheater
der HfS Ernst Busch
Belforter Str. 15,
10405 Berlin

Die Ostdeutschen:
Kunde von einem verlorenen Land.

Lesung von Wolfgang Engler.
Das Gespräch dazu moderiert Wolfgang Kil

Das Buch, aus dem Wolfgang Engler liest, beschreibt nicht einfach. Fern von Dämonisierung und Verklärung geht es der Widersprüchlichkeit der DDR-Erfahrung auf den Grund. Anhand von Geschichten und Lebenszeugnissen berichtigt der Autor stereotype Urteile über die Mentalität der Ostdeutschen und untersucht, wie die ostdeutsche Gesellschaft das, was von oben in sie eingepfanzt wurde, verarbeitete und umdeutete. Im anschließenden Gespräch gilt näher herauszufinden, wie „Würde im Umgang mit der Macht“ zu behaupten war, wie die Ostdeutschen mit den veränderten Machtverhältnissen zurecht kamen.
Die Lesung findet statt in Nachbarschaft zur Ausstellung Graustufen. Innenansichten aus der DDR im Museum Pankow. Der Fotograf und Kurator Jürgen Hohmuth bietet um 18 Uhr in der Ausstellungshalle Prenzlauer Allee 227/228 eine Führung an.
WEISSENSEE · NOVEMBER
Donnerstag, 14.11.
17 Uhr
Kunsthochschule
Berlin Weißensee
Bühringstraße 20,
13086 Berlin

Kunst studieren
in brüchiger Zeit.
Begegnung zwischen
Studierenden 1989 und 2019
in einem Workshop

Studentische Opposition gegen staatliche Restriktionen in der DDR drückte sich an der Kunsthochschule in Weißensee in erfindungsreicher, origineller Gestalt aus und schon 1988 gab es demokratisch gewählte Studentenvertreter/innen in allen Gremien, seit Juli 1989 einen anerkannten Studentenrat.
Kunststudium und Politik? Wie war das vor dreißig Jahren? Wie wäre das heute? In einem Workshop werden angemessene gestalterische Reaktionen auf die Herausforderungen der Gegenwart gesucht …
PANKOW · NOVEMBER
Donnerstag, 21.11.
19 Uhr
Galerie Pankow
Breite Straße 8,
13187 Berlin

Einer ist geblieben.
Einer ist gegangen.
Gespräch mit Andreas Rost
und Matthias Leupold –
in der Ausstellung Mauer
von Manfred Paul

Ein Filmausschnitt zeigt Die Mauer aus der Perspektive der Kaninchen, die im Todesstreifen friedlich lebten. Die Mauerbilder von Manfred Paul in der Ausstellung zeigen, wie sie Stück für Stück abgebrochen wurde. Die neunundzwanzig Jahre ihrer schwer bewachten Existenz stellten jedem im kleinen Lande und vor allem den Künstlern die Frage:
Gehen oder Bleiben? Zwei junge Fotografen haben dies verschieden beantwortet. Sie sprechen über ihre Beweggründe …
PRENZLAUER BERG · NOVEMBER
Fr, 8.11. bis So, 10.11.
19 Uhr
Theater o.N.
Kollwitzstraße 53,
10405 Berlin

Wie kann ich stehen
in einer Welt, die kippt?
Fragen an eine Generation,
die vor 30 Jahren jung war

Noch Kind sein und sehen – die freudige Erregtheit der Großen erst – dann die Nervosität, gar die Verzweiflung – fühlen und nicht verstehen. Schülerinnen und Schüler einer 6. Klasse stehen mit erwachsen gewordenen Kindern von 1989 gemeinsam auf der Bühne und erproben forschend-dokumentarisch, mit grafischen, musikalischen, szenischen Mitteln Strategien der Selbstbehauptung in Zeiten des Umbruchs. Ergebnisse des ersten Recherche- und Probenprozesses werden dem Publikum vorgestellt und damit ein performativer Zugang zu schwierigen existenziellen Erfahrungen …